Information für Fachpersonen
Teilstationäre Psychotherapie
Behandlung von Menschen mit Diagnosebildern aus den Bereichen:
- Affektive Störungen - außer bei akuter Suizidalität
- Schwere neurotische Entwicklungen, wie Angsterkrankungen, Zwangsstörungen, posttraumatische Belastungsstörungen
- Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen, wie z.B. Borderline-Erkrankungen und Ich-strukturelle Störungen
- Suchterkrankungen stofflicher und nichtstofflicher Ausprägung - wenn gegenwärtig abstinent

Warum teilstationäre Psychotherapie?
Wir erleben, wie bei einigen Menschen die Möglichkeiten der ambulanten Therapie und Betreuung ausgeschöpft sind, ein stationärer Aufenthalt, z. B. in einer psychosomatischen Klinik, einer Suchteinrichtung oder einem psychiatrischen Krankenhaus, aber nicht angemessen oder möglich ist.
Im Projekt Gemeinsam Leben Lernen machen wir ein Angebot für genau diese Menschen.
SPEZIELLE INDIKATIONSKRITERIEN
Teilstationäre Psychotherapie ist besonders geeignet für Menschen
- die den Kontakt zu ihrem sozialen Umfeld erhalten wollen.
- die familiäre Betreuungspflichten haben.
- deren Krankheit zu einem erheblichen sozialen Rückzug geführt hat, dem durch verhaltenstherapeutische Maßnahmen begegnet werden kann.
- bei denen ein Mitgehen mit dem Wunsch nach Regression („Flucht in die Klinik“) therapeutisch nicht zielführend ist.
- mit Störungen, bei denen ein Transfer des in der Behandlung Erreichten in ihr tägliches Lebensumfeld besonders wichtig erscheint (z. B. bei Essstörungen, Suchterkrankungen, sozialen Phobien usw.).
- deren soziales Umfeld einen wesentlichen Wirkfaktor sowohl bei der Entstehung als auch bei der Heilung der Erkrankung darstellt und daher in die Therapie mit einbezogen werden soll.
- mit ausgeprägten Problemen in der Regulation von Nähe und Distanz, für die eine stationäre Behandlung eine Überforderung darstellen würde.
- mit Angst vor sozialer Stigmatisierung durch einen stationären Aufenthalt.
- nach erfolgter stationärer Behandlung, um die Umsetzung des Erreichten in den Lebensalltag zu begleiten und zu üben.
KONTRAINDIKATIONEN
- Wenn eine akute stoffliche Suchterkrankung vorliegt.
- Bei nicht kontrollierbarem impulsivem Verhalten (z. B. Selbstverletzung).
- Bei akuten Psychosen sowie Selbst- und Fremdgefährdung.
- Wenn kein die teilstationäre Behandlung mittragendes Umfeld vorherrscht.
- Bei dringenden Gründen, sich aus dem Lebensumfeld zu distanzieren (z. B. Gewalt).
- Wenn der Anfahrtsweg zu lang oder aus Krankheitsgründen nicht zu bewältigen ist.
WIR BIETEN:
- Die hohe Behandlungsintensität einer Therapeutischen Gemeinschaft und das nährende und strukturbildende Beziehungsgeflecht zwischen TherapeutInnen und Gästen.
- Ein methodenintegratives Therapiekonzept, in Anlehnung an das „Bad Herrenalber Modell“, das in zahlreichen Psychosomatischen Kliniken in Deutschland etabliert ist.
- Ein suchtmittelfreies Setting in einer Gruppe von zwölf Personen, sowie einen familiären Rahmen, der eindeutig und überschaubar ist und korrigierende emotionale Erlebnisse ermöglicht.
- Einen strukturierenden Wochenablauf, der an die gesellschaftlichen Rhythmen angepasst ist, sodass sich diese rhythmischen Abläufe internalisieren können.
UNSER THERAPEUTISCHES ANGEBOT UMFASST:
Milieutherapie
Ein Schwerpunkt der Behandlung liegt in der Therapeutischen Gemeinschaft, der vorwiegenden Gruppenbezogenheit der Therapie und der Vernetzung der Gäste untereinander. Das tägliche Leben in der Gruppe trainiert soziale Fertigkeiten und schafft ein realistisches, gesundheits-
förderndes Klima, in dem Verantwortung übernommen und Lebenskompetenzen erworben werden können (u. a. Kochen, Garten- und Raumpflege).
Gruppentherapie
Sie wird durch eine strukturbildende und austragende Haltung der TherapeutInnen bestimmt. Thematisch geht es um Nachsozialisation; Reparenting; korrigierende emotionale Erlebnisse; Ich-Stützung und Aktivierung von Ich-Funktionen; Verinnerlichung heilender Atmosphären und Szenen; Umwandlung autodestruktiver Muster in gestaltende und entlastende Ausdrucksformen; Übersetzung zwischen innerer und äußerer Welt; kognitiv-geistige Orientierung; Einsatz von Übergangsobjekten wie Decken, Kissen, Kuscheltieren; Regulierung des Gruppenprozesses durch die klare Führung der TherapeutInnen.
Einzeltherapie
Systemisch, tiefenpsychologisch, verhaltenstherapeutisch oder körperorientierte Einzeltherapien dienen der Unterstützung des Gruppenprozesses, geben Raum für intime Themen und fördern Gäste, die trotz der sehr unterstützenden Atmosphäre Schwierigkeiten haben, sich in der Gruppe einzubringen.
Paar- und Familientherapie
Sie ist im Sinne unseres systemischen Ansatzes überall erwünscht, wo es möglich und sinnvoll erscheint.
Strukturbildende Körpertherapien
Dabei geht es um eine stärkere Verankerung des Körpererlebens, die Korrektur defizitärer Teile des Körperschemas und den Aufbau eines gesunden Körperbewusstseins. Dies wird u. a. durch Übungen erreicht, die ein Grounding ermöglichen, ein Gespür für den Körper aufbauen, die Abgrenzungsfähigkeit fördern und eine positive Einstellung zum Körper entwickeln.
Kreativtherapien
Durch unser Angebot an Mal- und Gestaltungstherapie oder Steinbildhauen werden kreative
Kräfte geweckt, angeregt oder wiederbelebt, welche den Gast in seiner Lebensbewältigung stärken.
In einer geschützten, wertfreien Atmosphäre können neue Sicht- und Verhaltensweisen entwickelt und erprobt werden.
Weitere Therapieelemente
Progressive Muskelrelaxation nach E. Jacobson, ressourcenbildende Übungen aus der Trauma-
therapie, angeleitete Imaginationen, Meditation, Musiktherapie, Bondingpsychotherapie, Arbeit
am Tonfeld, Wasser-Shiatsu, Trommeln.
Für ausführlichere Beschreibungen siehe „Therapieprogramm“